Inlineskating - ein völlig neues Gefühl unter den Füßen |
Im Herbst '94 habe ich in der Sportabteilung eines Düsseldorfer Kaufhauses zugeschlagen. Dort habe ich mir das erste Paar Inline-Skates gekauft, von Zweifeln geplagt, ob ich das Geld nicht besser in ein Paar Laufschuhe hätte investieren sollen, und nicht ahnend, was sich daraus entwickeln würde. Inline-Skates, auch Rollerskates oder Rollerblades genannt, sind "Schlittschuhe für die Straße". Sie bestehen aus einer PVC-Außenschale, ähnlich dem Schischuh, und einem gepolsterten Innenschuh. An der Unterseite der Außenschale sind Träger angeschraubt, die wiederum die vier hintereinander angeordneten Rollen halten. In der vorigen Ausgabe der "Wremer" habe ich den Boom vorausgesagt. Und tatsächlich ist es so, daß die Hersteller mit der Produktion nicht nachkommen und selbst alteingesessene Fachgeschäfte, wie Enno Schnieder am Alten Hafen, Rollerskates in ihr Sortiment aufgenommen haben und Beratung anbieten. Ja oder Nein? Langes Zögern meinerseits, ob das Thema Inline-Skaten in die "Wremer" gehört. Nein, weil Skaten überwiegend zur Selbstdarstellung "mißbraucht" wird. Wer rückwärts mit Rollern die Treppen zur U-Bahn runtersaust oder mit einem Salto vorwärts eine Parkbank überwindet, nur um seinen Mitmenschen damit zu imponieren, ist schlicht bescheuert und sorgt damit höchstens für höhere Krankenkassenbeiträge. Ja, weil Rollerskaten eine hervorragend geeignete undungefährliche Ausdauersportart sein kann. Und genau da ist, glaube ich, noch Informationsbedarf. Ich wende mich an diejenigen unter den Lesern, die im Winter zwar ohne Bedenken mit Schlittschuhen aufs Eis gehen, Rollerskaten aber als "nur für junge Leute" abtun und zudem für viel zu gefährlich halten. Ganz zu Unrecht! Ich habe bisher noch keinen Skater getroffen, der offenkundig "auf Tour" war. Nach den ersten Gehversuchen steht bei den meisten erst mal Rückwärtsfahren, Pirouetten und Toeloops auf dem Übungsplan. Schade drum! Denn Skaten hat viel mehr zu bieten als ein paar Sprünge oder Kunststücke. Land Wursten ist durchzogen mit gut erhaltenen Wirtschaftswegen, die zum Teil für den öffentlichen Verkehr gesperrt sind, zumindest aber wenig befahren werden. Ein ideales Aktionsfeld für längere Rolltouren! Wer nach der Eingewöhnungsphase konzentriert geradeausrollt wird niemals den Asphalt küssen, vorausgesetzt, daß sie/er nicht träumt oder Löcher in die Luft guckt. Splitt und kleineren Steinen kann man durch Beobachten der Fahrbahn gut ausweichen, auch Fahrbahnunebenheiten bringen einen nicht gleich aus dem Rhythmus. Für den Fall der Fälle gibt es diverse Schutzvorrichtungen: Knie-, Handgelenk- und Ellenbogenschoner. Wichtiger noch, und das ist auch meine "Schutzkleidung", sind ein Paar Fahrradhandschuhe mit gepolsterten Handflächen und ein leichter (Fahrrad)Helm. Inzwischen habe ich einige hundert Kilometer auf den Dingern zurückgelegt und mich dabei, toi-toi-toi, noch nie hingelegt. Nur die acht SKF-gelagerten 80mm-Rollen sind arg heruntergefahren, zeigen Profilverlust. Der bisher längste meiner "Ausflüge" führte von Bremen Ihlpol auf dem durchgehenden und relativ gut ausgebauten Radweg entlang der ehemaligen B6 bis nach Wulsdorf Deichhämme, von da mit dem VGB-Bus zur Endstation Imsum und ab da wieder mit den Rollern nach Wremen. Ich wollte antesten, wie sich mehrstündiges "Rollern" von der Belastung her "anfühlt" und wo die Grenze liegt. Die Überraschung: Weder beim Laufen noch beim Radfahren ist der Puls feiner dosierbar, dazu kommt der unglaublich rhythmische und elegante Bewegungsablauf, der eine weitaus geringere Belastung der Gelenke mit sich bringt als das Laufen, wo bei jedem Schritt ein Vielfaches des Körpergewichts von den Füßen und Schuhen abzufedern ist. Das ideale, ganzjährige Ausdauertraining also, den Winter mal ausgenommen! Im Durchschnitt ist man mit den Skates etwa so schnell wie ein Radfahrer, bei gutem (Rücken)Wind und glatter Bahn -wie z.B. am Deich zwischen Cappel und Spieka- sind Geschwindigkeiten bis knapp 30 km/h möglich. Ein irres Gefühl! Wer jetzt Lust bekommen hat, ein paar Tips braucht oder Fragen zu diesem Thema hat, der kann mich gerne ansprechen. |